20 Juli 2008

Regenschirm im Morgenland

Die Galerie Morgenland in Eimsbüttel ist ein kleines, aber feines Etablissement der Alternativkultur Hamburgs. Hier findet Geschichtswerkstatt statt, aber auch Kunst, deshalb ja auch "Galerie". Einmal im Jahr bieten die Betreiber Hamburger Künstlern die Möglichkeit, in einer Gemeinschaftsausstellung mit einem Werk präsent zu sein. In den vergangenen beiden Jahren hatte ich mich auch beteiligt und fand, meine Bilder konnten den Vergleich aushalten.
Die Vernissage ist immer freitags, in diesem Jahr am 5. September, 20.00 Uhr. Am folgenden Dienstag gibt es ein Arbeitsgespräch, zu dem immer eine Reihe von Künstlern kommen und zu ihren Arbeiten Stellung nehmen. in diesem Jahr steht die Ausstellung unter der Motto "Und". Zur Konjunktion sollte einem ja noch etwas einfallen, oder?
An dem Arbeitsgespräch vor zwei Jahren hatte ich auch teilgenommen. Weil es regnete, hatte ich mich mit einem Schirm bewaffnet, auf dem "Sauwetter" aufgedruckt war. Diesen habe ich natürlich vergessen, als ich ging und es nicht mehr regnete. Nie bin ich dazu gekommen, ihn abzuholen.
Nun erhielt ich wieder eine Einladung zur Gemeinschaftsausstellung, auch mit der Bitte, doch mal endlich mein Bild aus dem vergangenen Jahr zu entfernen. Ich machte mich also auf den Weg in die Sillemstraße. Das Bild mit dem Titel "Sommer im Arsch" war schnell gefunden. Spaßeshalber fragte ich nach meinem Regenschirm. Es handelte sich um einen großen, stabilen Regenschirm, um den ich schon ein bisschen getrauert hatte. Die Mitarbeiterin präsentierte mir mehrere. Man lese und staune: Mein Schietwetterschirm war noch da. Ich war perplex. Und happy. Nach zwei Jahren. Sind Künstler und Geschichtsforscher nun die ehrlicheren Menschen? Oder hängt das damit zusammen, dass Fundstücke in der Galerie Morgenland an einem gesonderten Ort verwahrt werden, auf den nicht jedermann Zugriff hat?
Nicht vergessen: 5. 09. 2008, 20.00 Uhr. Galerie Morgenland, Sillemstr. 79, 20257 Hamburg.

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30 März 2008

1 Gott = Frieden

Der Heilige Mann in Rom hat zu Ostern wieder Friedensbotschaften losgelassen. Das ist sicher löblich, aber billig. Sie kosten ihn nämlich nichts. Es ist immer ehrenvoll, andere aufzufordern, Frieden zu schließen, wenn man nicht beteiligt ist. Die moralische Position ist unangreifbar.
Ist sie?
Anstrengender und teurer wäre es natürlich gewesen, den Frieden im eigenen Lager anzustoßen. Zu Ostern ist mir das noch einmal aufgefallen. Karfreitag feiern die Christen den Tod ihres Gottes, die Juden das Purimfest, was und ob die Moslems an dem Tag feiern, weiß ich nicht. Ostersonntag steht Jesus von den Toten auf, daher hat Karfreitag seinen Sinn.
Betrachte ich die drei gerade genannten Religionen, kann ich folgendes feststellen. Die älteste ist die Jüdische. Darauf baut das Christentum auf. Auf beiden baut der Islam auf.
Die Juden beten einen Gott an, nur einen einzigen und sie sagen, es gebe auch nirgendwo einen anderen. Dieser sei allumfassend, habe alles geschaffen und sei für alles verantwortlich. So sprechen auch die Christen. Und - so behauptet es auch der Islam. Allah ist nur Allah. Es gibt nur einen, keinen daneben. Das heißt: Alle drei Religionen beten denselben Gott an.
Wie kommen die Muslime dann dazu, die Christen als Ungläubige zu bezeichnen, wenn diese denselben Allah anbeten wie sie? Wie ich den nenne, spielt ja keine Rolle. In jeder Sprache heißt dieses Wesen anders. Ist ja auch logisch. Juden, Christen und Muslime beten denselben Gott an.
Was folgert daraus für die Friedensbotschaft? Der Mann in Rom hätte sagen sollen: Lasst uns unsere drei Religionen zusammenlegen. Wir beten einen Gott an. Der Ritus ist nicht so wichtig wie die Tatsache, dass es nur einen einzigen Gott, höchstes Wesen, Allah, Dieu, God.... gibt. Lasst uns anfangen. Das wäre einmal ein Beitrag zum Frieden gewesen.

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29 Februar 2008

Ausgesperrt

Gelegentlich räume ich meinen Arbeitsrechner auf. Dort fand sich ein Verzeichnis, das ich seinerzeits etwas euphemistisch "ewig" genannt hatte. Die Daten samt Ordner hatten schon verschiedene Rechner passiert, bis sie bei dem heutigen angelangt waren. Geschrieben waren die Texte in WordPerfect Vers. 5.1, so etwa Beginn Anno 1993, also nun auch schon15 Jahre her. Unter anderem gab es dort Tagebucheinträge. Die wollte ich öffnen. Nach kurzem Nachdenken, wie öffnet man ein DOS-Programm unter Windowes2000, wollte das Programm - Ja!, ich hatte auch das komplette Programm mit abgespeichert. Die paar Byte machten den Kohl nicht fett - ein Passwort haben. Doch, ich erinnerte mich, meine sensiblen Tagebuchgedanken sollten ultimativ geschützt werden.
Sie erraten es: Ich kam nicht drauf. Ich probierte, knobelte, schaute in alten Aufzeichnungen nach, nichts. Und diese Aufrufprozedur kann ja auch nervig werden.
Ich war zwar nicht der Verzweiflung nahe, dachte kurz darüber nach, meine kostbaren Gedanken aus der Zeit von 1993 bis 1995 einfach zu löschen. Eine Suche im Internet ergab, oh Wunder, verschiedenste Lösungen für mein Problem. Ein Unternehmen bot - selbstverständlich kostenlos - eine Software, die für WordPerfect und andere Textprogramme den Schutz knacken könne.
Heruntergeladen, ausprobiert, geflucht. Kostenlos für Worte, die nicht länger als drei Buchstaben waren. Aber so dämlich war ich auch vor 15 Jahren schon nicht, dass ich nur drei Buchstaben genommen hätte. Unter uns gesagt: Viel länger war das Wort aber auch nicht. Also, nix mit kostenlos. Die komplette Version sollte etwas über 50 Euro kosten, das sind immerhin rund 100 Deutsche Mark. Eine Menge Geld für ein paar Zeichen. Und noch mehr Geld für vermutlich völlig belanglose Aufzeichnungen über meine Schlafbeschwerden.
Ich war nicht so sicher, und ich war neugierig, und ich hatte das Geld gerade mal, und ich nahm es sportlich: Ich bestellte die Software, nun ja, den Registrierungsschlüssel. Nachdem ich mich gegen Zusendung per Post gewehrt hatte, sollte noch mal 20 extra kosten, hieß es warten. Einige formelle Mails weiter hielt ich ihn auf der Festplatte, meinen Registrierungsschlüssel zum Knacken eines Schlüsselchens. Ich folgte nach dem Start des Programms den Anweisungen und hielt nach Nullkommadreisieben Sekunden mein teures Passwort in der Hand. 50 Euro für 0,37 Sekunden.
Hat es sich gelohnt? Nun ja, wer Spaß daran hat, alte Liebesbriefe zu lesen, die ich im liebesverwirrten Kopf damals geschrieben habe, für den hat es sich gelohnt. Für die Welt sind sie sicher verzichtbar.
Ach so, falls jemand also noch eine alte WP-Datei auf einem Rechner verschlüsselt liegen hat, steht vielleicht vor demselben Problem. Dem helfe ich gerne, gegen einen kleinen Obulus natürlich.

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28 Februar 2008

Neues vom Pink Panther

Vor einiger Zeit las ich eine Glosse über Kommunikationsanbieter, die zwar das Bestellen online erlauben, ohne jeden wirklichen Identitätsnachweis, wenn man die gültige Mail-Adresse nicht als solchen wertet, eine Kündigung online aber nicht zulassen. Der Pink Panther springt sogar noch besser: Vor die Kündigung hat die Telekom Ausweis-, Gesichts- und Taschenkontrolle gesetzt.
Ich gebe zu: Die Sachlage ist höchst kompliziert. Deshalb erkläre ich sie auch nicht, sondern skizziere sie nur:
Meine Frau, die noch nicht so lange meine Frau ist, hat zusammen mit ihrem Bruder ein Häuschen im Grünen geerbt. Dort ist ein Telefonanschluss. Lange stand das Haus leer. Wir hatten keine Zeit hinzufahren und wollten daher das Telefon kündigen. Ich versuchte es schriftlich. Der Telefonanschluss, der vorher auf den Erblasser gelautet hatte, war auf die damals Noch-nicht-Gattin und Bruder umgeschrieben worden. Ich vermute, das lief problemlos. Meine Gattin, die nun anders heißt als vorher, ist schwer erkrankt. Ich unterschrieb als Ehemann in Vertretung . Die Telekom antwortete sogar. So ginge das nicht. Ich möchte bitte Verständnis haben, dass nur die Inhaber den Anschluss kündigen könnten. Ich hatte.
Ich setzte ein neues Kündigungsschreiben auf, in dem Bruder und Gattin unterschrieben. Die Telekom reagierte nicht, sondern buchte weiterhin die Grundgebühr und einen ominösen Posten "Übermittlung des Zählerimpulses" vom Gattinnenkonto ab. Der Versuch des Bruders, über die Hotline telefonisch zu kündigen, misslang ebenfalls. Die Hotline-Mitarbeiterin war zwar verständnisvoll, versprach auch zu helfen, aber: Die Telekom bucht ab. Und das nun schon seit Novembeer 2007. Nun habe ich erneut ein Schreiben an den Panther geschickt, eine amtsgerichtliche Urkunde beigefügt, dass ich meine Frau vertreten darf. Ich bin gespannt, ob die Telekom eine notariell beglaubigte Kopie des Dokuments wünscht.

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11 Dezember 2007

Bildung

Seit einiger Zeit wird in Hamburg folgender Spruch plakatiert:
Schlauer - eine Schule für alle

Das erinnert mich an
Sei schlau - geh zum Bau


Das kann man abwandeln:
Sei schlauer - werde Bauer
Die Steigerung dazu ist natürlich
Sei klug - Uni ist nicht genug
Herrn Dräger, Bildungssenator in Hamburg, wird das nicht gefallen. Ich könnte mir vorstellen, dass der seine überzähligen Studenten am liebsten in der Elbe entsorgen würde. Nein, hat er nie gesagt, meine ich nur. Oder an die Isar schicken, damit den Bayern mal richtig Dampf gemacht wird.

Dafür könnte er plakatieren:
Wer zu viel weiß, lebt gefährlich

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02 Oktober 2007

Barmbek im Fernsehen

Nun ja nicht wirklich, es geht um Internet-Tiwie: Unter der Adresse barmbek.tv wurden im Sommer eine Reihe von Interviews mit Barmbeker Bürgern veröffentlicht. Die Gruppe/ Agentur "anschlaege.de" in Berlin war auf Kampnagel eingeladen, etwas zu machen. So zumindest habe ich es behalten. Drei Monate hatte die Redaktion Zeit, Interviews aufzunehmen und bis zur Sendefähigkeit zu bringen. Die Werke sind unter der genannten Adresse zu finden. Ein Kaleidoskop Barmbekscher Befindlichkeiten. Ein Besuch lohnt sich. Schade finde ich, dass eine Fortsetzung nicht vorgesehen ist. Ich wüßte auch niemanden, der das finanzieren könnte.
Doch halt: Die Hochschule für Bildende Künste am Lerchenfeld, der Senator Dräger gerade die Studenten weggekickt hat. Nun hätten die Professoren die Zeit und vielleicht auch die Mittel, dieses Projekt zu institutionalisieren. VIelleicht würde es dann auch von hamburg.org wahrgenommen.

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28 September 2007

Das Therapieloch

Ich war ziemlich lange im Krankenhaus, auch, um mich dort wieder aufpäppeln zu lassen. Eine Woche Untersuchung, eine Therapie, zwei Wochen Aufpäppeln. In den beiden letzten Wochen gab es verschiedene Angebote, um wieder auf die Füße zu kommen: Krankengymnastik, psychologische Betreuung, Ausdauertraining, Lymphdrainage, und logopädische Angebote. Was man als Mitteleuropäer so braucht, um wieder im Arbeitsleben einsatzbereit zu sein.
Frohen Mutes, aber noch längst nicht gesund verließ ich mein Hamburger krankenhaus, dem ich nicht genug danken kann für freundliche Betreuung und umsichtige Therapie. Die anschließende Betreuung sollte durch meinen Hausarzt erfolgen. Der verschrieb mir die notwendigen Medikamente, hatte den Abschlussbericht des Hospitals vorliegen und ging in Urlaub. Nichts gegen den sicher wohlverdienten Urlaub meines Hausarztes. Ich fühlte mich freilich allein gelassen. Keine Gymnastik, keine Massage, keine Akkupunktmassage, kein Garnichts, wie man in Hamburg so schön zu sagen pflegt. Bis ich mich endlich aufraffen konnte, zu dem Ersatzarzt zu gehen, dauerte es zwei Wochen. Während der Zeit passierte natürlich nichts. Er gab mir die gewünschten Rezepte und Verordnungen, ohne auch nur ein Mal mit mir Rücksprache zu halten oder mir zu sagen, wo ich denn das nun alles bekommen könnte; und dann stand ich da wieder mit meiner Rekonvaleszenzschwäche. Klar, nur die Harten kommen in den Garten.
Also wälzte ich in einem starken Moment die gelben Seoten, bat Freunde, für micghzu telefonieren und konnte nach einigen Stunden entscheiden, ob ich das Angebot in Lokstedt, Eppendorf oder Barmbek annehmen wollte. Nichts mir "Ein Ort - viele Angebote". Je älter ich werde, desto schwerer fällt es mir, weiter entfernte Angebote anzunehmen, mögen sie noch so gut sein. Die Krankheitsschwäche überwiegt alles. Das Therapieloch schlägt zu. Niemand nimmt einen an die Hand, macht einbem Vorschläge und begleitet einen zur Therapie,es sei denn man ist mit einem gutwillen Partner gesegnet, oder hat freundliche Töchter, die viel Zeit haben. Die Söhne nehme ich da bewußt aus: Es sind nach wie vor die Töchter, die sich mit der gebotenenen Regelmäßigkeit kümmern.
Manchmal scheint mir das Hausarztsystem, so wie es jetzt ist, doch nicht das beste. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass weder der Hausarzt noch sonst auch ein Spezialist, für betreuendes Nachdenken Geld bekommt. Und wo kein Geld fließt, gibt es nach der reinen Lehre auch keine Leistung. Wollten wir doch so, oder?

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